Stadtrat Neu-Ulm

Rede zum Volkstrauertag 2014

Datum: 17. November 2014 |

Traditionsgemäß werden die Reden zum Volkstrauertag in Neu-Ulm und den Stadtteilen von den Bürgermeistern und Vertretern des Stadtrats gehalten. In diesem Jahr hat Gabriele Salzmann in Holzschwang gesprochen. Hier ist ihre Rede zum nachlesen:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

heute sind wir zusammengekommen um an die Kriege unserer Vorfahren zu erinnern, an die Gräueltaten, die Opfer, von denen immer noch manche verschollen sind, viele, die auf Soldatenfriedhöfen in ganz Europa
beerdigt sind. Sie stehen heute im Mittelpunkt, heute am Volkstrauertag. Heute trauern wir, heute gedenken wir, heute mahnen wir und als Stadträtin darf ich mit ihnen zurückblicken, erinnern und die Zukunft in Gedanken gestalten.

Ins Leben gerufen wurde der Volkstrauertag durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Opfer des 1. Weltkriegs.

Mit dem Leitgedanken – Versöhnung über den Gräbern, Arbeit für den Frieden. Nach Ende des 2. Weltkrieg und der Neugründung der Bundesrepublik fand 1950 die erste Feierstunde zum Volkstrauertag im Bundestag in Bonn statt. Eine gute, alte Tradition wurde per Gesetz wieder ins Leben gerufen. Seither wird in allen Städten und Gemeinden der Bundesrepublik Deutschland an die Opfer der Weltkriege erinnert. Immer unter dem Gründungsgedanken – Mahnung zur Verständigung, zur Versöhnung, zum Frieden
Während der letzten 50 Jahre wurde haben wir viel erreicht. Aus dieser zeitlichen Distanz wird aber die Sinnlosigkeit dieser Kriege deutlich. Dieser Zeitabstand führt auch dazu, dass bei der jüngeren Generation der Schrecken des Krieges in Vergessenheit geraten ist. Dies habe ich erlebt, als ich vor Jahren bei einer Diskussion von Schülern der 8. Klasse über den 2. Weltkrieg dabei war. Die Schüler sprachen über die schlimmsten Gräueltaten, die Kämpfe und die Opfer. Mir wurde bewusst, wie groß die Unwissenheit der Jugendlichen war und dass viel Aufklärung notwendig ist, um zu verhindern, dass Jugendliche aus reiner Unwissenheit Witze über Krieg, Tod und Gewalt machen oder gar das damalige Regime verherrlichen. Am Ende der Diskussion kam es zu einer sehr guten Aussprache die meist mit dem Satz begann – mein Opa hat erzählt, meine Oma klagt heute noch, die Tante meiner Mutter trauert noch immer über Ihren Mann. Aber – wir trauen uns nicht zu trauern. Meine feste
Überzeugung ist, dass Trauer meist Verarbeitung ist, helfen kann den Schmerz zu überwinden und Räume im Gedächtnis schafft, Zeit braucht damit in Zukunft Freude und Glück Platz haben.

Aber die junge Generation hat das Trauern nicht mehr in ihrem Focus, es gehört nicht zum Mainstream. Es ist nicht gewünscht. Wie schon nach Ende des 2. Weltkrieges wird auch jetzt eher verdrängt. Dabei liegt es im Wesen eines Menschen genau hinzusehen, nicht oberflächlich zu sein.Deshalb sollte der
Volkstrauertag auch dazu ermutigen die Erinnerung bewusst wahrzunehmen, um uns dann die Frage zu stellen – was können wir besser machen. Vieles ist besser – wir können frei wählen, die letzten 70
Jahre haben wir in Deutschland in Frieden gelebt. Wir sind an Wohlstand und Reichtum gewöhnt. Aber wir sind gleichgültig. Gleichgültig gegenüber den Alten, gleichgültig gegenüber den Menschen mit Behinderung, gleichgültig
gegenüber den Asylsuchenden und gegenüber der Trauer. Dabei ist uns
bewusst dass man sich auf diesem Wohlstand nicht ausruhen darf und dass wir
eine große Verantwortung haben. Und damals wie heute haben Menschen das Bedürfnis das Vergangene in Erinnerung zu halten. Denn die Daseinsberechtigung ist nicht abonniert, die Gesundheit nicht garantiert, der Wohlstand nicht fortwährend.

Gehen sie mit mir gedanklich in die Zukunft. Unsere Kinder, Enkel und Urenkel sollen in Frieden leben, die Arbeit soll gesichert sein, das Essen gesund und essbar, die Feste gefeiert, die Gemeinschaft gelebt werden.

Deshalb erinnern wir an 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten, an die 9 Millionen Toten des 1. Weltkrieges, 55 Millionen des 2. Weltkrieges, davon 8,7 Mio. Soldaten, und der Opfer aller Kriege in der Welt – und mahnen heute gemeinsam zur Verständigung,
zur Versöhnung, zum Frieden.“

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