Atomkraft

“AKW – Ade” – ein Kommentar von Tina Schwenk

Heute ist es also soweit – Gundremmingen geht vom Netz. Im Laufe des Tages wird der Block C des AKW Gundremmingen endgültig abgeschaltet. So ganz greifbar ist dieses lang ersehnte und viel dafür gestrittene Ereignis für mich noch nicht.
Aber wenn dann heute die weithin sichtbare Dampffahne über dem Kühlturm von Block C verschwunden ist, wird auch von außen klar sein: Die Stromproduktion im einst größten AKW Deutschlands ist Geschichte.

Fast mein komplettes Leben lang konnte ich die beiden Kühltürme in der Ferne sehen. Als Kind dachte ich noch das Atomkraftwerk wäre eine harmlose „Wolken-mach-Maschine“, als 15-Jährige bin ich dann auf die Mahnwachen und Demos gegen die Atomkraft und die Castor-Transporte gegangen.

Gundremmingen hat mich also in gewisser Weise politisiert und zu den Grünen gebracht. Daher ist es auch umso schöner, heute diesen Tag bei einer Mahnwache mit anderen Atomkraftgegnern aus der Region zu verbringen.

Die Mahnwache beginnt. (Foto: Tina Schwenk)

Um kurz vor 15 Uhr finden sich immer mehr Menschen auf dem Parkplatz vor dem Atomkraftwerk ein. Es ist ein bunter Mix aus langjährigen Atomkraftgegnern, jungen Familien, verschiedenen Organisationen, Bürgerinitiativen und Parteien. Für mich zeigt dies deutlich, dass das Thema Atomkraft und hier in Gundremmingen auch das Thema Zwischenlager viele umtreibt.

Die anschließenden Reden spiegeln das auch wider. Tom Wolf vom BUND erinnert an die ersten Demos gegen das AKW in den 60ern und 70ern, an den Störfall im Block A und dessen Abschaltung. Und dass es immer die Hoffnung der Atomkraftgegner war, dass die beiden anderen Reaktoren bald auch folgen sollten. Denn war A sagt muss auch C sagen – zumindest in Gundremmingen.

Eva Lettenbauer vor dem AKW Gundremmingen (Foto: Tina Schwenk)

Eva Lettenbauer, die Parteivorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Bayern, freute sich mit allen anderen über die heutige Abschaltung. Gleichzeitig erinnerte sie aber auch daran, dass Gundremmingen seit 2006 ein großes Zwischenlager ist und das Problem des Endlagers nicht gelöst ist. Auch rief sie zum starken Ausbau der Erneuerbaren – insbesondere der Windkraft – in Bayern auf.

Für alle Anwesenden ist die Abschaltung ein wahrer Tag der Freude. Denn schließlich haben die meisten mehr als 40 Jahre lang gegen das AKW Gundremmingen gekämpft. Und dennoch wird mir heute klar, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist. Auf dem Gelände von Gundremmingen wird noch für Jahrzehnte der hoch radioaktive Atommüll gelagert werden.

Demo gegen das AKW Gundremmingen 1986 – u.a. mit Ekin Deligöz (Mitte) und weiteren Mitgliedern des Kreisverbandes Neu-Ulm (Foto: Helmut Meisel)

Für unsere Region ist das Zwischenlager immer noch ein Problem – denn auch dieses muss richtig und adäquat ausgestattet und betrieben werden. Und dann steht natürlich noch der Rückbau des AKW selbst an. Dieser wird Jahre dauern, Tonnen an verstrahltem Beton und Material produzieren und auch noch sehr kostspielig sein. Da wird dann noch einmal klar: Günstig ist Atomkraft wirklich nicht. Da können die Erneuerbaren schon lange mithalten. Zeit also, dass wir in Bayern das Thema richtig angehen und Windkraft und Photovoltaik ausbauen.

Das packen wir Grüne an – aber heute freue ich mich erst einmal, dass die Atomkraft in Schwaben Geschichte ist.

Tina Schwenk

Eure Tina Schwenk

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