Der Direktkandidat spricht über Missstände – und kündigt an, was sein Wahlkampfthema sein wird
von Gerrit R. Ranft, NUZ 19.01.2018
Eine knappe Stunde nur benötigte der Kreisverband Neu-Ulm der Grünen am Mittwochabend im Café d’Art, um seine vier Kandidaten zur Land- und Bezirkstagswahl am 14. Oktober zu bestimmen. Freimütig räumten die 17 versammelten Mitglieder ein, es bestehe am Wahltag kaum Hoffnung für auch nur einen einzigen der Bewerber. Aber der Verband müsse eben bereit sein, falls es überraschenderweise anders komme als erwartet.
Bevor Wahlleiter Holger Greif seine Arbeit aufnehmen konnte, begrüßte Kreisvorstandssprecherin und Stadträtin Mechthild Destruelle Vertreter des neugebildeten Ortsverbands Rothtal. Er war aus zwei aufgelösten „Miniortsverbänden“ hervorgegangen, die mit ihren jeweils nur noch drei Mitgliedern nicht mehr arbeitsfähig gewesen seien.
„Die Grünen“, trug Klaus Rederer, Direktkandidat für die Landtagswahl, heftig engagiert vor, „werden heute so dringend gebraucht wie zurzeit ihrer Gründung“. Den Nachweis dazu führte er mit einem Artikel der Wochenzeitung Die Zeit, indem es um den dramatischen Verlust an Wildtieren und ihrer Lebensräume, um Klimawandel und den „katastrophalen Flächenverbrauch durch Wohnungsbau, Gewerbe und Verkehr“ ging. Werde vorgeschlagen, den Flächenverbrauch allein in Bayern von täglich 13 auf fünf Hektar zu verringern, rede die CSU gleich vom Todesurteil für die Wirtschaft. Ähnlich Glyphosat, „das schlimmste aller Pflanzenschutzmittel – aber alle machen weiter wie gehabt“. In Deutschland wende sich eine einzige Partei gegen solche Missstände.
Einen Silberstreif entdeckte Rederer, der 2003 als Oberbürgermeisterkandidat in Neu-Ulm angetreten war und heute Sprecher des Arbeitskreises Digitalisierung im Bezirk Schwaben ist, am fernen Horizont in der neuen Datenschutzgrundverordnung der Europäischen Union. „Ihre Umsetzung wird mein Thema im Wahlkampf sein, damit die Kleinen besser geschützt und den Riesen wie Amazon, Google, Apple die Schlupflöcher zugemacht werden.“ Rederer wurde mit 14 von 16 abgegebenen Stimmen gewählt.
Zur Listenkandidatin für die Landtagswahl wurde Stadträtin Destruelle bestimmt. Sie wolle sich gern auf die Liste setzen lassen, obwohl es „recht abstrakt ist, tatsächlich gewählt zu werden“. Aber als Kandidat müsse man auf alles gefasst sein, auch auf einen überraschenden Wahlausgang.
Zur Bezirkstagswahl tritt der Burlafinger Rechtsanwalt Walter Zerb an, der sich vor sechs Jahren für das Amt des Oberbürgermeisters der oberschwäbischen Kreisstadt Biberach beworben hatte. Der Bezirkstag brauche gute Leute, stellte sich Zerb vor, „obwohl es da – eingebettet zwischen Landtag und Kreistagen – nicht gerade prickelnd zugeht“. Als Forum für grüne Ideen erscheine er ihm allerdings geeignet.
Zur Listenkandidatin wurde die soeben in den Ruhestand getretene Lehrerin Gerlinde Koch bestimmt, die jetzt viel Kapazität frei habe, um Wahlkampf zu betreiben, ihre eigene Wahl auf der Liste aber für unwahrscheinlich hält.
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