Es ist nicht weniger als ein Skandal. Vollmundig wurde in der Beschlussvorlage des Bauausschusses zur Benennung der Straßen des im derzeit im Entstehen befindlichen Illerparks angekündigt, „geeignete Frauennamen“ von Forscher:innen und Entdecker:innen vorzuschlagen.
Was am Ende der Lebensleistungen von Forscherinnen wie Mary Kingsley, einer Ethnologin des 19. Jahrhunderts, oder Maria Sybille Merian, einer niederländischen Naturforscherin des 18. Jahrhunderts, übrig bleiben wird, ist nur ein Nachname. Kinglseystraße. Merianstraße. Durch das Auslassen des Vornamens wird das Geschlecht der Frauen untergraben, ja, totgeschwiegen. Ein Schlag ins Gesicht all jener Forscherinnen und Akademikerinnen, die Zeit ihrer Leben bis heute unter struktureller Marginalisierung und Ungleichbehandlung in männlich geprägten Wissenschaftssystemen leiden müssen.
Warum ist für Albert (Schweitzer), für Robert (Koch) Raum da, aber nicht für Mary oder Ida? Wie soll eine Identifikation mit diesen Pionierinnen möglich sein, wenn der Name am Ende nicht zuzuordnen ist? Wie schon bei der Benennung des Heiner’s, hier hatte die Grüne Stadträtin Hanna Wagner den Namen der ersten deutschen – und in Neu-Ulm geborenen – Professorin Adele Hartmann vorgeschlagen, lässt die Stadt Neu-Ulm jegliches Feingefühl und echtes Interesse an einer gleichwertigen Anerkennung von Lebensleistungen erkennen, wenn damit Frauen geehrt werden sollen.
Für eine Hochschulstadt, die Modernität ausstrahlen will, die sich auf die Fahnen schreibt, selbstbewussten, starken Akademikerinnen und Bürgerinnen eine Heimat bieten zu wollen, ein fatales Signal, denn diese Art des Umgangs mit Leistungsträgerinnen der Gesellschaft ist nichts anderes als struktureller Sexismus.

Arno Görgen
Sprecher des Ortsverbands Neu-Ulm
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