Kommentar

“Das Baumdrama von Bellenberg” – Kommentar von Stefan Nußbaumer

Ein großer Baum – eine Linde – ziert das Wappen der Gemeinde Bellenberg, in der ich seit fast 40 Jahren wohne. Nachdem im 14. Jahrhundert das Bellenberger Schloss dem Städtekrieg zum Opfer fiel, wurde an dessen Stelle eine Linde gepflanzt, die zu einem großen Symbol wurde.

“Über grünem Schildfuß in Grün ein goldener Dreiberg, darauf ein Laubbaum.”

Heutzutage wäre wohl nur noch der Hügel darauf zu sehen.

Das Drama spielt sich aktuell in der Auer Straße ab. Bereits mehrere Male hat eine dort ansässige Firma versucht (zuletzt 2010 und 2017), sich vier der sechs großen, gesunden und über 20 Jahre alten Kastanienbäume, die dort in Reihe stehen, zu entledigen.

Zugegeben, diese Bäume sind ja wirklich lästig. Sie machen DRECK!
Laub fällt hinab, und noch schlimmer: Kastanien!

Diese landen dann auf dem Parkplatz, den man direkt unter die vier Bäume geteert hat. Und die schlagen womöglich kleine Dellen in die Autos, die darunter parken. Das alles hat aber bald ein Ende, denn nun hat es endlich geklappt: Der im letzten Jahr neu gewählte Gemeinderat hat zugestimmt. Mit nur zwei Gegenstimmen wurde beschlossen, dass diese lästigen Pflanzen endlich abgeholzt werden dürfen. Und der Grund, dagegen zu stimmen? Naturschutz? Nein. Abholzungskosten! Denn an diesen mag sich die Firma dann nicht beteiligen. Ist ja schließlich Aufgabe der Gemeinde, das Gestrüpp weg zu hacken.

Naturschützer:innen wurden pro forma hinzugezogen und haben explizit davor gewarnt die Bäume zu fällen, da sie für die Fauna der Gegend wertvoll sind. Kleine Vögel nisten in den Bäumen; Fledermäuse finden Nahrung in den Baumkronen, da sich dort nachtaktive Insekten tummeln.

Dafür aber will der Gemeinderat ja dann neue Obstbäume an anderer Stelle pflanzen. Obstbäume, deren Früchte verkauft und vom Menschen gegessen werden können und die somit einen viel höheren Nutzen für die “Allgemeinheit” darstellen würden.

Sechs Kastanien stehen hier in der Auer Straße. Man sollte sich schon mal umgewöhnen – vier davon sollen weichen.

Die Sorge dass man damit einen Präzedenzfall schafft und sich zukünftig noch mehr Menschen ihrer verhassten Bäume entledigen können, sei unberechtigt, so der Gemeinderat. Schließlich gab es bereits in der Vergangenheit Fälle, wo man Bäume wegen unangenehmen Schattenwurfs fällen musste. Schattenwurf! Man stelle sich vor… diese gierigen Bäume nehmen uns wirklich alles!

Es ist eine Schande, dass Respekt und Achtung vor der Natur einen so niedrigen Stellenwert einnehmen.
Es macht sprachlos, dass das so hingenommen wird.
Es zeigt mal wieder deutlich auf, dass konservative Politik nicht wirklich bewahrt und “konserviert”, wenn es um das Thema Naturschutz geht.

Euer Stefan Nußbaumer

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